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Bis zu 70 Prozent der globalen Lebensmittelverluste könnten vermieden werden

Jedes Jahr wird ein grosser Teil der globalen Lebensmittel vergeudet. Das müsste nicht sein, würden Lebensmittelhersteller und -händler helfen, den Verlust zu reduzieren, und alle Beteiligten der Wertschöpfungskette zusammenarbeiten.

Gut ein Drittel und mehr aller globalen Lebensmittel geht jedes Jahr verloren. Das sind rund zwei Milliarden Tonnen. Während die eine Hälfte in Handel, Gastronomie oder in Haushalten verschwendet wird, geht die andere Hälfte davon in vorgelagerten Prozessen verloren, bevor die Produkte in den Lagern und Geschäften des Lebensmittelhandels ankommen. Diese Lebensmittel im Wert von etwa 600 Milliarden US-Dollar gehen bereits während oder kurz nach der Ernte verloren und verbrauchen ein Viertel der weltweiten Süsswasservorräte. Zusammen mit den später im Handel oder von Konsumentinnen und Konsumenten verschwendeten Lebensmitteln verursachen die verlorenen Lebensmittel zudem Treibhausemissionen, die 8% der weltweiten Emissionen ausmachen – und damit vier Mal mehr als die Luftfahrtindustrie. Das sind die Ergebnisse der McKinsey-Studie "Reducing food loss: What grocery retailers and manufacturers can do".

Weniger Lebensmittelverlust hat ökonomische und ökologische Vorteile

Die Reduzierung des Lebensmittelverlustes hätte einige Vorteile: Die Herstellungskosten der Einzelhändler würden um 3% bis 6% und die der Produzenten um 5% bis 10% sinken. Weniger Lebensmittelverluste hätten auch ökologische Vorteile: CO2-Emissionen und die damit verbundenen Kosten würden um 4% bis 9% sinken.

Während die Produktion von Fleisch- und Milchprodukten den grössten negativen Einfluss auf die Umwelt hat, haben sie sehr wenig Anteil am Lebensmittelverlust und damit auch an dessen negativen Umweltauswirkungen: Der Anteil von Fleisch am Lebensmittelverlust beträgt 3%, der von Milch 5%. Dagegen haben drei Kategorien – Obst/Gemüse, Getreide und Wurzeln/Knollen – mit 75% den grössten Anteil am Lebensmittelverlust und den damit verbundenen CO2-Emissionen und Wasserverbrauch. Allein 50 bis 75 Millionen Tonnen Tomaten gehen jedes Jahr bei oder kurz nach der Ernte verloren, rund ein Viertel davon bereits beim Pflücken und Verstauen in Behältern.

Es gibt Ursachen und Lösungen zur Reduktion von Lebensmittelverlust

Die Hauptursachen für den Lebensmittelverlust bei der Ernte sind zu gleichen Teilen: Überproduktion, Produkte die nicht den Kundenwünschen entsprechen, und Lebensmittel die Schäden aufweisen, welche die Produkte ungeniessbar machen. Zwei Drittel könnten folglich noch von Menschen gegessen werden, ein Drittel könnte noch alternativ, beispielsweise als biobasierter Rohstoff oder Tiernahrung genutzt werden. Lebensmittelhändler und -produzenten könnten 80 Milliarden Dollar neues Marktpotenzial durch die Nutzung dieser Lebensmittel schaffen.

Lebensmittelverlust wird zum Teil durch externe Faktoren wie unerwartete Wetterereignisse, eine fehlerhafte Vorgehensweise bei Lieferungen oder eine schlechte Wartung von Geräten beeinflusst. Allerdings haben auch fehlende Transparenz und Kommunikation unter den Beteiligten in der Wertschöpfungskette Lebensmittelverluste zur Folge. Erzeuger können überproduzieren, weil sie die Marktnachfrage nicht genau kennen, während Hersteller und Einzelhändler oft wenig Transparenz über das Angebot haben. Strenge Kundenerwartungen können zu einer Zurückweisung von Produkten durch den Einzelhändler nach der Ernte führen, da diese nicht den Standards und Erwartungen des Einzelhändlers entsprechen. Die meisten Beschaffungsverträge schaffen keine Anreize zur Reduzierung von Lebensmittelverlusten.

Lebensmittelverschwendung und Lebensmittelverlust ist nicht dasselbe

Lebensmittelverschwendung (food waste) ist nach Angaben der Food and Agriculture Organization (FAO) der Vereinten Nationen, «das Wegwerfen von essbaren Lebensmitteln auf der Ebene des Einzelhandels und der Verbraucher». Lebensmittelverschwendung entsteht demnach nachgelagert, entweder in der Vertriebsstufe (beispielsweise auf dem Weg der Lebensmittel aus dem Lager eines Einzelhändlers in ein Ladenregal) oder in der Verbrauchsphase (etwa wenn Menschen Essensreste wegwerfen). Lebensmittelverlust hingegen entsteht in vorgelagerten Prozessen. Die FAO definiert ihn als «die Abnahme der essbaren Lebensmittelmasse bei der Produktion, Nachernte und Verarbeitung in der Lebensmittelkette».