Der neueste IPCC-Bericht zeigt auf, dass der Klimaschutz sämtlicher Länder, auch der Schweiz, bis heute ungenügend ist. Ebenso deutlich streicht der Weltklimarat die Verantwortung der reichsten Länder im Kampf gegen die Klimakrise hervor.
Der dritte Teil des sechsten Sachstandsberichts des Weltklimarats IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) zeigt auf, dass der Klimaschutz sämtlicher Länder nach wie vor extrem ungenügend ist. Er zeigt auch auf, wie die Klimakrise gemeistert werden kann, und welchen Handlungsspielraum die Menschheit hat, um die globale Erwärmung auf 1,5°C. zu begrenzen. «Es wären Lösungen vorhanden, und es ist immer noch möglich, die Klimakatastrophe zu verhindern», betont Georg Klingler, Klima- und Energieexperte bei Greenpeace Schweiz. Und er fährt fort: «Doch das Zeitfenster für die Vermeidung des Klimakollapses schliesst sich. Wir müssen uns sehr schnell aus der Abhängigkeit fossiler Energien befreien. Jeder Liter Öl und jeder Kubikmeter Gas, die verbrannt werden, verschärfen die Klimakrise.»
Die reichsten Länder stehen in der Verantwortung
Der Weltklimarat streicht auch sehr deutlich die Verantwortung der reichsten Länder im Kampf gegen die Klimakrise hervor. Sie würden einen Grossteil der Emissionen verursachen. Diese Länder, darunter auch die Schweiz, müssten ihre Klimapolitik deutlich ambitiöser ausgestalten, wenn sie der Klimaerhitzung tatsächlich entgegenwirken wollten, so die Autoren. UN-Generalsekretär António Guterres wirft den Staaten gar «kriminelles Versagen» beim Klimaschutz vor. Laut Weltklimarat sind bereits 3,6 Milliarden Menschen durch die Folgen des Klimawandels gefährdet.
Vier Schlüsselrisiken bedrohen auch Europa
Die bisherige globale Erwärmung um 1,1°C. hat laut Weltklimarat bereits Auswirkungen auf natürliche und menschengemachte Systeme in Europa, wie auf umweltnetz-schweiz.ch nachzulesen ist. So seien Hitzewellen und Dürren bereits jetzt häufiger geworden. In Zukunft kämen vor allem auf südeuropäische Regionen weitreichende negative Folgen des Klimawandels zu. Die IPCC identifiziere hier vier Schlüsselrisiken: Hitzewellen, die das Risiko schwerer Gesundheitsschäden und Tode massiv steigern würden. Hinzu kämen der Hitzestress für die Nahrungsmittelpflanzen sowie Wasserknappheit und Überflutungsrisiken, die bis zum Jahr 2100 bei einem weiteren Fortschreiten der gegenwärtigen Erwärmung allein zu einer Verzehnfachung der Küstenschäden führen würden. Eines der im Bericht durchgespielten Szenarien komme zu dem Ergebnis, dass bis 2050 bis zu 183 Millionen Menschen zusätzlich an Unterernährung leiden könnten.
Klimaschutzmassnahmen werden immer teurer
Weiter weist der IPCC darauf hin, dass Klimaschutzmassnahmen immer teurer werden. «Heute sind die durchschnittlichen jährlichen Emissionsreduktionen, die notwendig sind, um unter 1,5°C. zu bleiben, viermal höher, als sie es gewesen wären, wenn die Staaten ab 2010 wirksam gehandelt hätten. Dies unterstreicht einmal mehr, wie wichtig es ist, jetzt so schnell als möglich zu handeln», appelliert Georg Klingler. Und er ergänzt: «Die Klimakrise und der Krieg in der Ukraine zeigen deutlich, dass jetzt ehrgeizige Massnahmen notwendig sind. Die aktuelle Energie- und Klimapolitik der Schweiz ist unserer Verantwortung und den uns zur Verfügung stehenden Mitteln nicht würdig.»
Fossile Brennstoffe durch erneuerbare Elektrizität ersetzen
Die Infrastruktur sei deshalb so anzupassen, dass fossile Brennstoffe durch erneuerbare Elektrizität ersetzt werden könnten. Das Energieszenario von Greenpeace zeige, dass ein massiver und schneller Ausbau der Solarenergie – ein Solar-Sprint – der Schlüssel sei, damit die Schweiz das ihr noch zur Verfügung stehende CO2-Budget einhalten könne.