Wenn wir Konsumprodukte wie Waschmaschinen, Smartphones, Kleider und Möbel länger nutzen, trägt dies beträchtlich zum Klimaschutz bei. Greenpeace Schweiz setzt sich darum für eine echte Kreislaufwirtschaft ein und fordert ein Recht zu Reparieren.
Würden alle Länder so viel konsumieren wie die Schweiz, bräuchten wir fast drei Erden. Dieser Überkonsum schadet auch dem Klima. Die in- und ausländische Produktion von Konsumgütern ist für 9% des Schweizer CO2-Fussabdrucks verantwortlich. Eine Studie des Forschungs- und Beratungsunternehmen INFRAS im Auftrag von Greenpeace Schweiz zeigt nun auf, dass eine signifikante Menge an Treibhausgas-Emissionen eingespart würde, indem Konsumprodukte länger genutzt werden.
Längere Nutzungsdauer reduziert CO2-Ausstoss
INFRAS hat für fünf Konsumgüterkategorien (Waschmaschinen, Notebooks, Smartphones, Bekleidung und Möbel) untersucht, wie sich eine längere Nutzungsdauer auf den CO2-Fussabdruck der Schweiz auswirken würde. Würden beispielsweise alle Kleider in der Schweiz drei Jahre länger getragen, könnten wir damit 1,5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente einsparen. Das entspricht der gleichen Menge, die ein Auto ausstossen würde, dass die Welt am Äquator 186’000 Mal umrundet (7,4 Mrd. Kilometer). Würden wir unsere Smartphones drei Jahre länger nutzen, entsprächen die eingesparten Klimagase 11’400 Äquator-Umrundungen mit dem Auto.
INFRAS schätzt, dass sich der Schweizer CO2-Fussabdruck um 1,8 bis 4 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent reduzieren liesse, würden alle Konsumprodukte in der Schweiz ein bis drei Jahre länger genutzt. Als Vergleich: Das PET-Recycling schaffte 2020 Einsparungen von 137’000 Tonnen CO2-Äquivalenten.
Aus methodischen Gründen beschränkte sich INFRAS in ihrer Studie auf die Betrachtung von Treibhausgasemissionen. Eine längere Nutzungsdauer von Produkten bringt aber eine Reihe weiterer positiver Umweltwirkungen mit sich, zum Beispiel bei der Landnutzung.
Echte Kreislaufwirtschaft ist unerlässlich
Um die Nutzungsdauer von Konsumprodukten zu verlängern, ist eine echte Kreislaufwirtschaft unerlässlich. Diese sieht Recycling, Verbrennung und Deponierung als letzte Auswege, da dabei Energie und Rohstoffe verloren gehen. Wichtiger sind das Teilen, Wiederverwenden, Reparieren und Wiederaufbereiten von Produkten. Diese Strategien setzen bereits in der Produktions- und Nutzungsphase an und können so den Verbrauch an Primärrohstoffen reduzieren. «Mit unserem aktuellen Konsumverhalten beuten wir die Umwelt aus und schaden dem Klima. Es ist an der Zeit, unseren Konsum grundsätzlich zu hinterfragen und dem Reparieren, Teilen, Wiederverwenden und Wiederaufbereiten Vorrang einzuräumen. Hier ist nun die Politik gefragt», sagt Barbara Wegmann, Konsum- und Kreislaufwirtschaftsexpertin bei Greenpeace Schweiz.
Reparaturen sind sehr wichtig – brauchen aber gesetzliche Massnahmen
Eine besonders wichtige Rolle für die Verlängerung der Nutzungsdauer spielen Reparaturen. Um die Reparaturrate in der Schweiz zu steigern, braucht es ein Bündel an politischen Massnahmen. Zu diesem Schluss kommt INFRAS in ihrer Studie. Ein solches Massnahmenbündel fordert Greenpeace mit der Petition für ein «Recht zu Reparieren»: Jeder soll selbst entscheiden können, wo, zu welchem Preis und in welchem Umfang ein defekter Gegenstand repariert werden soll. Ein solches Recht zu Reparieren soll im Rahmen der laufenden Revision im Umweltschutzgesetz verankert werden.