Ein Grossteil der Finanzdienstleister in Deutschland, Österreich und der Schweiz räumt dem sozial-ökologischen Impact ihrer Produkte einen wichtigen Stellenwert ein. Kritiker bemängeln die inflationäre Nutzung des Impact-Begriffs. Worum geht es?
Drei Viertel von befragten Finanzdienstleistern räumen dem sozial-ökologischen Impact bei der Gestaltung von Finanzprodukten einen sehr wichtigen oder wichtigen strategischen Stellenwert ein. Dies geht aus einer Umfrage zum Thema Impact Investing für den FNG-Marktbericht 2021 Nachhaltige Geldanlagen Deutschland, Österreich und die Schweiz hervor. Die zunehmende Bedeutung von Impact für Investor*innen lässt sich auch an der dynamischen Marktentwicklung erkennen, die sich im weiter steigenden Volumen von Impact Investments widerspiegelt. «Gleichzeitig kann man eine teilweise inflationäre Nutzung des Impact-Begriffs beobachten», kritisiert das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) e.V. Die Organisation will mit ihrer Studie zum Thema Impact Investing mehr Transparenz und Glaubwürdigkeit im Markt schaffen.
Was sind Impact Investments?
Bei Impact Investments handelt es sich um Investitionen, die neben einer finanziellen Rendite auch einen positiven Beitrag zur Lösung von ökologischen und/oder sozialen Problemen leisten.
Die Universität St. Gallen hat drei Kernelemente für Impact-Investments identifiziert: Das Erzielen einer finanziellen Rendite, das Generieren einer positiven nicht-finanziellen (sozialen und/oder ökologischen) Wirkung, sowie die Messung und Berichterstattung über die soziale und/oder ökologische Wirkung.
Das FNG ergänzt diese Definition durch fünf Impact-Merkmale, welche für die Differenzierung von Fonds und deren positivem, nachhaltigem Beitrag richtungsweisend seien: Intentionalität, Zusätzlichkeit, Wirkungskanäle, Messbarkeit und Transparenz. Die Merkmale werden in der Studie (Seite 8 ff.) ausführlicher erläutert.
Für die FNG-Vorstandmitglieder Florian Sommer und Dr. Helge Wulsdorf ist Impact das Zukunftsthema der nachhaltigen Geldanlage. Dabei würden die fünf Impact-Merkmale das notwendige Rüstzeug für eine glaubhafte Umsetzung im Markt liefern.
Gefahr von Greenwashing soll minimiert werden
«Grundsätzlich hat jedes Investment einen Impact. Doch der positive Beitrag von Investments auf Umwelt und Gesellschaft spielt bei Geldanlagen eine zunehmend wichtigere Rolle. Trotz dieser Entwicklung besteht eine grosse Unschärfe bei Impact, was zur Gefahr von Green- bzw. Impact-Washing führt», mahnt Autor Florian Sommer. Die neue FNG-Definition für Impact Investments könne hier richtungsweisende Impulse geben. Zusätzlichen Rückenwind erhält die Impact-Debatte durch die Regulatorik, u. a. durch die EU-Offenlegungsverordnung, die EU-Taxonomie und MiFID II. Eine transparentere Gestaltung von Impact Investments ist vor allem im Konsumenten*innen-Schutz ein wichtiges Anliegen. Auch die Politik nennt die Weiterentwicklung der Messung von ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit als Ziel ihrer Sustainable-Finance-Strategie.
Einheitliche Klassifizierung von Finanzprodukten fehlt
Allerdings fehlt eine einheitliche, Regulatorik-konforme Klassifizierung von Finanzprodukten, welche die Unterschiede und zum Teil auch Widersprüche zwischen den einzelnen regulatorischen Anforderungen auf der einen Seite und den Ansätzen unterschiedlicher Finanzmarktakteur*innen auf der anderen Seite überwindet. «Die Finanzwirtschaft wird den sozialen und ökologischen Rucksack ihrer Produkte zunehmend offenlegen. Dabei ist dann sehr genau zu schauen, welche nachhaltigen Qualitätsanforderungen gerade ausdrücklich wirkungsbezogene Produkte erfüllen müssen, damit es nicht zu einer Irreführung der Anleger*innen kommt», sagt die Autorin Dr. Helge Wulsdorf. Schliesslich wollten diese nicht nur finanzielle Rendite erwirtschaften, sondern mit ihren Geldanlagen auch einen nachweisbaren Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung leisten.
Impact Investing bleibt ein Zukunftsthema
Impact Investing bleibt dynamisch. Doch es braucht zusätzliche wissenschaftliche Untersuchungen, um die Thematik umfassender und tiefgreifender zu verstehen, insbesondere im Bereich Impactmessung. So sollte etwa sichergestellt sein, dass die Geldanlagen tatsächlich einen Beitrag zur Erreichung eines Nachhaltigkeitsziels leisten, indem sie beispielsweise den CO2-Ausstoss reduzieren. Entscheidend ist für die Autoren auch, dass die Anleger*innen nicht mit leeren Versprechungen oder falschen Erwartungen getäuscht würden, und gegen irreführende Angebote vorgegangen werde. Allerdings fehlen etablierte Methoden für die Impact-Berechnung mit entsprechend belastbaren Messgrössen und Ergebnissen nach wie vor.
Über das FNG
Das Forum Nachhaltige Geldanlagen e. V. (FNG) ist der Fachverband für nachhaltige Geldanlagen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Der Verein mit Sitz in Berlin setzt sich seit seiner Gründung im Jahr 2001 für mehr Nachhaltigkeit in der Finanzwirtschaft ein und arbeitet darauf hin, verbesserte rechtliche und politische Rahmenbedingungen für nachhaltige Geldanlagen zu erreichen.
Der Verein setzt sich aus den Mitgliedern und dem ehrenamtlich tätigen Vorstand zusammen, der seinerseits aus dem Vorsitzenden, drei stellvertretenden Vorsitzenden und bis zu acht Beisitzern besteht. Zu den Mitgliedern zählen unter anderem Banken, Versicherungen, Ratingagenturen, Investmentgesellschaften, Vermögensverwalter, Finanzberater, Nichtregierungsorganisationen und interessierte Einzelpersonen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein.