Der Schweizer Finanzplatz soll mit glaubwürdiger Klimatransparenz einen internationalen Spitzenplatz einnehmen. Greenpeace Schweiz begrüsst die Stossrichtung. Die Indikatoren sollten aber verbindlich vorgeschrieben werden.
Der Bundesrat empfiehlt der Finanzbranche, die ‘Swiss Climate Scores’ wo sinnvoll bei Finanzanlagen und Kundenportfolien anzuwenden. Sie sollen institutionellen und privaten Anlegerinnen und Anlegern in der Schweiz vergleichbare und aussagekräftige Informationen verschaffen, etwa inwiefern ihre Finanzanlagen mit internationalen Klimazielen verträglich sind. Die ‘Swiss Climate Scores’ enthalten Indikatoren, welche sowohl die aktuelle Situation von globalen Unternehmen im Finanzprodukt oder Portfolio widerspiegeln (Ist-Zustand), als auch aufzeigen, wo sich diese Unternehmen in Bezug auf globale Klimaziele (Netto-Null- Zielsetzung per 2050) aktuell situieren. Netto-Null bedeutet, dass global nicht mehr Treibhausgase ausgestossen werden dürfen, als natürliche und technische Speicher aufnehmen können.
Greenpeace Schweiz kritisiert Freiwilligkeit der Verwendung
Greenpeace Schweiz hat zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern der Finanzbranche, der Wissenschaft und anderen Umweltorganisationen an der Entwicklung des Indikatorensets mitgearbeitet. Doch Peter Haberstich, Finanzexperte bei Greenpeace Schweiz kritisiert: «Die Swiss Climate Scores können helfen, Transparenz herzustellen. Sie zeigen aber erst lückenhaft, ob Anlageprodukte mit den internationalen Klimazielen verträglich sind, und wie sie auf die Erreichung dieser Ziele wirken.» Leider habe dem Bundesrat zudem der Mut gefehlt, die Anwendung für Vermögensverwalter als verbindlich zu erklären. Und er fährt fort: «Vermögensverwalter können die Anleger auch künftig im Unklaren darüber lassen, ob ihre Geldanlagen mit den Pariser Klimazielen vereinbar sind oder einen Beitrag dazu leisten.»
Der Bundesrat hingegen argumentiert, dass mit der freiwilligen Verwendung der ‘Swiss Climate Scores’ Anlageentscheide effizienter gefällt werden könnten. Anlegerinnen und Anleger könnten von wirtschaftlichen Chancen beim Übergang zu Netto-Null profitieren und gleichzeitig ihren Beitrag zur Erreichung der Klimaziele besser leisten.
‘Swiss Climate Scores’ müssen weiterentwickelt werden
Damit die ‘Swiss Climate Scores’ auch in Zukunft die Best-Practice bezüglich Klimatransparenz darstellen, sollen sie gemäss Bundesrat regelmässig überprüft und bei Bedarf an die neusten internationalen Erkenntnisse angepasst werden, erstmalig im Verlauf von 2023. Haberstich ergänzt: «Um den angestrebten Spitzenplatz in Sachen Klima-Transparenz für den Schweizer Finanzplatz zu erreichen, muss der Bund die ‘Swiss Climate Scores’ nicht nur verbindlich machen, sondern auch weiterentwickeln.» Wichtig sei, dass die Angabe zum ‘Global Warming Alignment’ obligatorisch werde, sagt er. Zudem sei relevant, welche Investitionen eine Anlage in Klimalösungen tätige, und wie wirksam der Asset-Manager die investierten Unternehmen zur Senkung ihrer Emissionen dränge.
Bund will Einführung der Indikatoren überprüfen
Der Bundesrat hat das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD) zudem beauftragt, in enger Zusammenarbeit mit dem Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK), bis Ende 2023 den Stand der freiwilligen Einführung der ‘Swiss Climate Scores’ durch Schweizer Finanzmarktakteure zu untersuchen.